Naturgarten

Was ist in einem Naturgarten anders?

Gliederung der Seite

Mein Weg zum Naturgarten

Durch das Hobby ‚Makro-Fotografie‚ interessiere ich mich für einheimische Insekten und Spinnen. Die sind für mich die interessantesten Motive im Makro-Bereich.

Wenn ich ein Insekt im Wald oder im Garten gefunden und fotografiert habe, dann versuche ich es zunächst zu bestimmen, also herauszufinden, zu welcher Art es gehört. Dabei lese ich auch über die Lebensweise.

Dabei bin ich dann auf das Artensterben gestoßen und als Versuch dies aufzuhalten auf das Prinzip Naturgarten.

Seit 2023 gestalte ich den eigenen Garten zum Naturgarten um.
Auf den folgenden Seiten habe ich das fotografisch dokumentiert:

Artensterben bei Insekten

dramatischer Rückgang

Bei der Beschäftigung mit einheimischen Insekten erfährt man, dass es ihnen in Deutschland nicht gut geht. Von den Urlaubsreisen in meiner Kindheit kenne ich die mit toten Insekten übersäte Front des Autos nach einer langen Autobahnfahrt. Beim Tanken kam dann der Tankwart mit einem nassen Schwamm um die Frontscheibe wieder durchsichtig zu machen. Nicht nur der Tankwart ist inzwischen selten geworden sondern auch die Insekten. Heute bleibt das Auto fast sauber. Darin zeigt sich im täglichen Leben der dramatische Schwund von Fluginsekten.

Eine wissenschaftliche Basis erhält diese Erkenntnis unter anderem durch die Krefelder Studie. Die Mitglieder des Entomologischen Vereins Krefeld haben im Zeitraum von 1989 bis 2014 systematisch die Insekten in einem Naturschutzgebiet untersucht. Das Ergebnis ist: Die Biomasse der Fluginsekten ist in diesem Zeitraum um mehr als 75% zurück gegangen, d.h. es sind nur noch weniger als ein Viertel der Insekten vorhanden als vor 30 Jahren. Zur Studie.

Dieser Wert wurde in einem Naturschutzgebiet ermittelt! Wenn man sich anschaut, welcher Wandel im gleichen Zeitraum in der Landwirtschaft stattgefunden hat, dann kann man ahnen, dass der Schwund von Insekten auf Ackerflächen noch viel dramatischer ist.

Dieses Artensterben ist eine begleitende Krise neben dem Klimawandel, die aber in der politischen Diskussion derzeit weniger Aufmerksamkeit bekommt.

Ursachen

Ein Teil der Ursachen des Artensterbens der Insekten liegt in der Landwirtschaft. Weiträumige Monokulturen von Mais oder Raps, der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, die Verwendung von Kunstdünger. Dies führt zu verarmten Böden und entzieht den Blüten besuchenden Insekten die Nahrungsgrundlage.

Aber auch in den Hausgärten sieht es nicht gut aus. Man findet dort importierte exotische Pflanzen (Neophyten), künstliche Zuchtformen und Hybriden. Blumen werden auf ihre optischen Wirkung optimiert z.B. Rosen mit „vollen“ Blüten, in die kein Insekt mehr hinein kommt. Es gibt aber auch viele Falschinformationen und Missverständnisse. Diese Seite soll helfen, hier etwas Klarheit zu schaffen.

Bei der Begrenzung des Klimawandels muss jeder mitmachen. Die Wirkung der Gegenmaßnahmen zeigt sich aber erst langfristig und global summiert. Es wird ein langer und beschwerlicher Weg. Der Beitrag jedes einzelnen ist in der globalen Summe kaum erkennbar.

Bei der Begrenzung des Artensterbens sehe ich die Chance auch lokal und kurzfristig einen sichtbaren Beitrag zu leisten. Getreu dem Motto „jeder Quadratmeter zählt“ habe ich beschlossen, dass unser kleiner Garten ein möglichst naturnaher Garten werden soll. Ich habe 2023 mit dem Umbau begonnen und erfreue mich nun an den zahlreichen Blüten und an den Insekten, die schon nach kurzer Zeit zu finden sind.

Grundsätze des Naturgartens

Pflanzen im Naturgarten

Einheimische Wildpflanzen bieten einer Vielzahl einheimischer Tierarten Nahrung und Lebensraum. Im Laufe von Tausenden von Jahren haben sich Tiere und Pflanzen in einem Lebensraum durch einen Prozess der Co-Evolution aneinander angepasst. Sie bilden ein System mit gegenseitigen Abhängigkeiten.
Während der Blüte spenden die Pflanzen Nektar und Pollen als Nahrung für die erwachsenen Insekten. Andere Arten wie Blattläuse und Wanzen saugen den Saft der Pflanzen. Das ist in einem Naturgarten ausdrücklich erlaubt.
Auch einige nicht heimische Pflanzen bieten zwar Pollen und Nektar als Nahrung, oft allerdings nur für die Generalisten unter den Insekten, z.B. für die Honigbiene, die nicht mehr als Wildtier vorkommt und nur noch als Nutztier von Imkern gehalten wird. Viele einheimische Insekten sind allerdings Nahrungs-Spezialisten, die sich nur von bestimmten einheimischen Pflanzen-Arten oder Pflanzen-Familien ernähren. Die Entwicklungs-Stadien der Insekten sind zeitlich angepasst an die Blütezeit ihrer Pflanzen im Jahresverlauf.

Einheimische Arten bilden insbesondere die Nahrung für die Larven der Insekten, die nicht am Nektar interessiert sind sondern die Pflanze selbst fressen. Hier ist die Spezialisierung größer als bei der Nahrungssuche erwachsener Insekten. Schmetterlingsraupen ernähren sich oft nur von ganz bestimmten Pflanzen und überwintern an ihren Stängeln bis sie im nächsten Jahr zum Schmetterling werden. Diese Pflanzen müssen daher in ausreichender Menge und über die gesamte Dauer der Entwicklung vorhanden sein.

Gestaltung

Eine abwechslungsreiche Gestaltung bietet den Tieren im Naturgarten Verstecke und Möglichkeiten zur Überwinterung. Dazu gehören Elemente wie Trockenmauern (mit offenen Fugen), Laubhaufen, Totholz, Sandflächen, Wasserflächen, ….

Weitere Informationen zum Naturgarten findest du hier:

  • Die Webseite des Naturgarten e.V. bietet Basiswissen zum Thema Naturgarten. Man kann dort auch Hefte mit weiteren Informationen beziehen und findet Kontakte zu lokalen Veranstaltungen und Gruppen.
  • Die Facebook-Gruppe „Naturgartenforum ist vom „NaturGarten e.V., Verein für naturnahe Garten und Landschaftsgestaltung“ eingerichtet worden, um Mitgliedern des Vereins und anderen Interessierten an dem Thema „Naturgarten“ eine Möglichkeit zu geben, in Kontakt zu treten, über Naturgartenfragen und -Themen zu diskutieren und sich auszutauschen.
    Das Schwarmwissen von mehr als 60tausend Mitgliedern findet Ratschläge zu fast jedem Thema rund um den Naturgarten.
  • Die Webseite NaturaDB bietet eine Wissens-Datenbank für Pflanzen. Neben dem optimalen Standort kann man dort insbesondere auch den botanischen Status ermitteln, optimal ist „Einheimische Wildpflanze„. Die Suche erfolgt am besten über den wissenschaftlichen (lateinischen) Namen, da die deutschen Trivialnamen, wie auch bei den Insekten, bei den Pflanzen uneinheitlich und regional verschieden sein können.
  • Die Seite Observation.org ist eine Naturbeobachtungsplattform. Man kann dort die Fundorte von Tieren und Pflanzen melden und damit an einer Datenbasis für die Verbreitungsgebiete der Arten mitarbeiten. Dazu ist eine Registrierung notwendig. Alternativ zur Webseite steht die App ObsIdentify zur Verfügung.
    Bei der Bestimmung einer zu meldenden Art hilft die dort verwendete KI „NIA“ (Nature Identification API). Man kann ein Foto oder ein Geräusch (z.B. Grillenzirpen oder Vogelgesang) hochladen. NIA bestimmt dann die Art und gibt dazu auch die Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit an.
  • Naturgartenbuch von Karl Heinz Niehus
  • 4. Sept. 2023: Bericht des Weltbiodiversitätsrat zu invasiven gebietsfremden Arten bei BMUV, Sciencemediacenter oder ZDF

Insektenfreundlich?

Wenn im Baumarkt oder in der Gärtnerei eine Pflanze als „bienenfreundlich“ beworben wird, dann sollte man skeptisch sein. Sehr oft beruht das auf einem Irrtum, einer eingeschränkten Sichtweise oder sogar missbräuchlich. Wenn eine Pflanze während der Blüte von Honigbienen (Nutztieren) besucht wird, dann heißt das nicht, dass die Bienen dort auch ausreichend Nektar und Pollen finden (siehe Sommerflieder).

Zudem haben die Honigbienen als Generalisten sowieso wenig Probleme sondern eher die Spezialisten unter den Wildbienen und Schmetterlingen.

Meist wird für die Werbeaussage „bienenfreundlich“ nur die Nahrung für die erwachsenen Tiere betrachtet (Nektar, Pollen) aber nicht die Ernährung der Larven (Raupen), die von der Pflanze selbst fressen. Dabei ist der Spezialisierungsgrad höher als beim Sammeln von Nektar.

Der BUND hat 44 Stichproben von „bienenfreundlichen“ Pflanzen aus konventionellem Gartenbau untersucht. Nur 2 davon waren frei von Pestizidrückständen, die den Insekten schaden. Zur Studie (2022).

Es macht doch keinen Sinn, den Insekten Nahrungspflanzen zur Verfügung zu stellen, die zuvor mit Insekten-Gift behandelt wurden. Dies zeigt, wie wichtig das Bio-Siegel auch bei Zierpflanzen ist.

Die Bezeichnung „bienenfreundlich“ ist nicht geschützt und darf somit beliebig verwendet werden.

Invasive Neophyten

Neophyt bedeutet, dass die Pflanze nicht einheimisch ist.

Invasiv bedeutet, dass sie sich sehr stark vermehrt und dadurch heimische Pflanzen verdrängt.

Beides zusammen ist fatal, denn wenn invasive Neophyten die einheimischen Pflanzen überwuchern, finden die daran angepassten einheimischen Insekten keine Nahrung mehr.

Bilder und Beschreibungen von invasiven Pflanzen-Arten findet man auf einer eigenen Seite.

Das ist zu tun:

  • Informiere dich aus seriösen Quellen
  • Vermeide die Anpflanzung von nicht heimischen Arten im Garten
  • Entferne exotische Arten, insbesondere invasive Neophyten
  • Schnittgut invasiver Pflanzen nicht in die Natur kippen sondern ordnungsgemäß entsorgen. Ggf. in den Restmüll (Verbrennung) statt in die Biotonne (Kompostierung)
  • Pflanze gezielt Raupenfutterpflanzen an
  • Raupen dürfen fressen, Blattläuse dürfen saugen
  • Kein Gift verwenden! Blattläuse sind Nahrungsgrundlage für andere Arten, die Natur wird es regeln.
  • Beim Kauf von Zierpflanzen auf das Bio-Siegel achten
  • Ausgeblühte Pflanzen über Winter stehen lassen und erst spät im Frühjahr abschneiden damit sich überwinternde Eier und Larven entwickeln können
  • Kaufe Biogemüse. Beim Bioanbau werden keine Gifte und Kunstdünger verwendet und der Boden wird geschont