Eigenbau eines Diffusor-Vorsatzes für ein Blitzgerät für die Verwendung bei Makro-Fotos
Mein Diffusor Nr. 2
Ich liefere hier keine vollständige Bauanleitung inklusive Zuschnitt. Die Anpassung des Diffusors an die eigene Ausrüstung und an die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben bleibt ein kreativer Prozess, den man selbst gestalten sollte.
Ich teile hier aber meine Überlegungen und Erfahrungen, die ich während Planung und Bau meines Diffusors gemacht habe.
Wechsel
Nach dem Wechsel vom Olympus 60mm Makro-Objektiv auf das längere 90mm Objektiv passte der umgebaute Diffusor Nr. 1 nicht mehr.
Gleichzeitig habe ich den alten Metz-Blitz ersetzt durch einen Godox-Blitz. Ich brauche also einen neuen Blitz-Diffusor für den Makro-Einsatz.
Der Entwurf und Bau ist noch in Arbeit. Derzeitig gibt es einen provisorischen, aber funktionsfähigen Prototypen.
Ausrüstung
Der gezeigte Diffusor soll für folgende Ausrüstung passen:
- Kamera: Olympus/OM-System OM-1 (System MFT)
- Objektiv: OM-System M.Zuiko Digital ED 90mm f3,5 Makro IS
- Telekonverter: ggf. zusätztlich Olympus M.Zuiko Pro MC-20 2.0
- Blitz: Godox AD200 pro
- Transmitter: Godox X2T-O
- Kabel: Godox EC200
Bauanleitung
Auf der Suche nach einer Bauanleitung bin ich in der Facebook-Gruppe ‚Homemade flash diffusers for macro photography‚ auf den Beitrag von James Chisnall gestoßen.
Er betreibt bei Youtube auch den Channel @ukwildlife und zeigt dort seinen Diffusor-Entwurf.
Im Channel @Chizz_photography zeigt er den Aufbau seines Diffusors.
Dieser Entwurf ist der Startpunkt meines Projektes. Ich habe den Entwurf aber nicht genau wie dort gezeigt umgesetzt sondern für meine Bedürfnisse angepasst.
Packmaß
Der Transport im zerlegten Zustand ist nicht das Kriterium, welches einem zuerst einfällt. Trotzdem sollte man auch darüber nachdenken:
Der AK-Diffusor sieht z.B. gut aus. Der Reflektor der großen Version wird aus mehreren Teilen zusammen gebaut für ein kleines Packmaß. Die Teile werden in einer kleinen flachen Tasche verstaut.
Der obere Reflektor der Variante AK Mini hat aber abgewinkelte Kanten für den Anbau an das flache Boden-Teil. Somit ist der AK Mini nicht ganz flach zu verstauen.
Der hier gezeigte Eigenbau-Diffusor ist aus einem Stück geschnitten und somit groß (DIN-A3). Er kann aber – abhängig vom Material – gerollt und in einer Röhre transportiert werden.
Blitz
Der Blitz Godox AD200pro mit dem genannten Zubehör ist eine Empfehlung aus der Zeitschrift MAKROFOTO, Sonderheft 4.
Er hat eine hohe Leistung und kurze Blitzfolgezeiten, daher eignet er sich für schnelle Blitzfolgen beim Focus-Stacking.
Blitzkopf und Generator des AD200pro lassen sich trennen und mit einem Kabel verbinden. Der relativ schwere Generator mit dem Akku kann im Rucksack oder einer Gürteltasche getragen werden. Nur der leichte Blitzkopf kommt auf die Kamera.
Das 2 Meter lange Kabel EC200 (Zubehör, nicht im Lieferumfang) verbindet den Generator und den Blitzkopf. Ein Blitzfuß ohne Kontakte befindet sich am kopfseitigen Ende des Kabels.
Der Blitz bzw. der Generator hat keinen Blitzfuß sondern wird generell per Funk gesteuert, dazu wird ein Transmitter benötigt, der in den Blitzschuh der Kamera gesteckt wird. Das Modell X2T hat oben drauf einen weiteren Blitzschuh in den die Blitzkopf des AD200pro gesteckt werden kann.
Der Transmitter ist für verschiedene Systeme erhältlich, der Zusatz ‚-O‚ steht für Olympus bzw. OM-System.
Phase 1
Grober Zuschnitt aus dünnem Papier
In der Bauanleitung von James Chisnall ist ein PDF-Dokument mit dem Zuschnitt verlinkt. Das Papierformat ist DIN-A3. Der äußere Reflektor nutzt die Größe eines DIN-A3-Blattes fast vollständig aus, die weiteren Teile sind auf einem zweiten Blatt angeordnet. Der Ausdruck auf einem DIN-A4-Drucker liefert ein Puzzle aus 2 x 4 Seiten, das zu montieren ist. Die Teile habe ich zunächst auf dünnem Papier gedruckt, ausgeschnitten und provisorisch mit Klebeband montiert. Dabei konnte ich sehen, ob der Entwurf an meine Ausrüstung passt. Ich habe den Rand etwas zurück geschnitten und die Positionen der Druckknöpfe verändert.
Phase 2
Prototyp aus Karton
Die angepassten Zuschnitte habe ich vom dünnem Papier übertragen auf:
- Oberer Reflektor: Zeichenkarton Weiß der Stärke 240 gr/m2
- Objektiv-Ring und (optionaler) unterer Reflektor: Polystyrolplatte Weiß 0,5 mm dick.
- Diffusor Front: Filterfolie dünn
Dieser Prototyp verfügt bereits über Druckknöpfe zum Auf- und Abbau.
Er kann funktional verwendet werden, ist aber nicht strapazierfähig und nicht wetterfest.
Anpassungen
Für die Front wurde eine dünne Folie verwendet statt einem dicken Material. Ich verspreche mir davon eine bessere Durchlässigkeit, also einen höheren Wirkungsgrad, also schnellere Blitzfolgezeiten. Ob das wirklich so ist, wäre noch zu testen.
In der ursprünglichen Version von James Chisnall wurde dickeres Material verwendet. Dies dient auch als tragendes Element, der untere Reflektor wird direkt an der Front-Folie angebracht. Die gebogene Platte der Front drückt sich am oberen Rand gut an den äußeren Reflektor und braucht dort nicht fixiert werden. Die zwei äußeren Druckknöpfe halten die Frontfolie stabil fest.
Die von mir verwendete dünne Folie hat viel weniger Festigkeit und Steifigkeit. Der untere zusätzliche Reflektor muss also außen an der Reflektor-Hülle befestigt werden weil die Filter-Folie ihn nicht stabil halten kann.
Am oberen Rand biegt sich die Folie um und es entsteht eine Lücke, insbesondere wenn man den Diffusor nach vorn neigt. Die Befestigung mit mehreren Laschen könnte Abhilfe schaffen, würde aber zu einem komplizierteren Aufbau führen. Vorläufig habe ich den oberen Rand mit einem Streifen Polystyrolplatte verstärkt.
Unterer Reflektor
Der optionale untere Reflektor, hängt in meiner Version an der oberen Reflektorhülle und nicht mehr an der Frontfolie. Er musste daher gegenüber der Vorlage neu zugeschnitten werden. Vom AK-Diffusor habe ich die Schlitze abgeschaut, die dem Reflektor mehr Wölbung geben.
Der Aufhängepunkt muss noch nach vorn versetzt werden und unten in der Mitte fehlt noch eine Befestigung, die verhindert, dass er nach hinten weg klappt.
Material und Werkzeug
Material
- Druckerpapier
- Zeichenkarton weiß Stärke 240 gr/m2
- Polystyrolplatte Weiß 0,5 mm
- Filterfolie dünn
- Klettband-Kabelbinder
- Reflektierendes Klebeband
- Step-Up-Ring für Filtergewinde
Werkzeug
- Schere
- Klebeband zum fixieren
- Lochzange
- Druckknopf-Set mit Zange und Kunststoff-Druckknöpfen
Test
des Prototyps.
Mechanisch
Der aktuelle Prototyp ist noch nicht vollständig praxistauglich. Der Zeichenkarton reißt leicht ein. Er nimmt es übel, wenn man ihn eng zusammen rollt und bei Regen würde er sich auflösen. Aber für einen Gang mit aufgebautem Diffusor in den eigenen Garten reicht es. Beim ersten Test fehlte noch das Klettband für die Befestigung am Blitz. Der Reflektor schien sich fest genug auf dem Blitz festzuklemmen. Das war aber ein Irrtum, beim Neigen nach vorn über ein Motiv fiel er ab. Eine Befestigung am Blitz ist also notwendig.
Ebenso wurde die untere Öffnung der Streufolie anfänglich nur lose um das Objektiv gelegt. Was im Zimmer noch gut aussah funktionierte in der Praxis nicht; die Folie rutschte bei Neigung nach vorn vom Objektiv herunter. Derzeit habe ich den Haltering vom Olympus STF-8 ausgeliehen, um dies zu verhindern. Entweder wird das noch ersetzt durch einen Filter-Adapter (Step Up), oder die Folien-Schlaufe um das Objektiv wird noch anders konzipiert.
Lichtverteilung
Das im Blitzkopf eingebaute LED-Einstell-Licht ist auf dem Foto nicht gleichmäßig über die Fläche verteilt. Bei einem Probe-Blitz in den Spiegel hatte ich das nicht beobachtet. Das Blitzlicht hatte dabei die ganze Front beleuchtet. Hier sind noch weitere Tests notwendig. Eventuell muss doch die dickere und somit stärker streuende Folie verwendet werden. Alternativ kann ich auch noch einen inneren Vor-Diffusor einbauen. Dieser ist in der ursprünglichen Bauanleitung vorgesehen (das T-förmige Teil im Zuschnitt), ich habe ihn aber bisher weggelassen.
Test-Fotos
Test-Bilder mit dem Diffusor-Prototyp habe ich im eigenen Garten gemacht.:
- Auf einer Wilden Malve fand ich das Zweifarbige Malven-Spitzmäuschen und den Verborgenen Weichkäfer.
- Auf dem Wildblütenrasen fand ich den Nachtigall-Grashüpfer und die Goldwespe.
- Auf dem Spitzwegerich im Magerbeet saß die Bohrfliege.
- Die Löcherbiene verschließt ihre Brutröhre in der Nisthilfe
- Die Wespenspinne im Wildblütenrasen hat eine Wollbiene gefangen
- Der Pinselkäfer sitzt auf der Flockenblume
Fertigstellung?
Für die praxistaugliche finale Version muss der Karton-Zuschnitt noch ersetzt werden durch ein Material, das strapazierfähig ist und ein paar Regentropfen vertragen kann. Man muss es aufrollen können und danach muss die Biegung wieder verschwinden. Es muss innen hell (reflektierend) sein, außen würde eher eine dunkle Farbe gut aussehen.
Ich suche noch nach dem passenden Material. Empfohlen werden oft Kunststoff-Mappen aus dem Büro-Bereich, die man zerschneiden kann. Zweifarbiges Material ist kaum zu bekommen. Vermutlich muss man die Innenseite dann mit silbrig spiegelndem Klebeband flächig überkleben. Ich hoffe, damit bleibt der Reflektor aufrollbar und bekommt keine Falten vom Rollen.
Ich kann noch nicht abschätzen, ob ein weiterer verbesserter Prototyp notwendig wird oder ob ich die aktuelle Form schon auf Folie übertrage.
Aktuelle Überlegung: Kann man den unteren Bogen weg lassen, der die Diffusor-Folie am Objektiv fixiert? Auch der Filter-Adapter wäre dann überflüssig.
Wenn es Fortschritte gibt, werde ich diese Seite aktualisieren.
Bis dahin freue ich mich über Ratschläge, Erfahrungsberichte, Anregungen und eine Diskussion.